Chinas AI Plus Strategie: Der nächste große Wurf im globalen KI-Rennen?
Stellt euch vor, ihr wacht morgen früh auf und 90% aller Aspekte eures Lebens sind mit Künstlicher Intelligenz vernetzt. Euer Smartphone, eure Fabrik, das Krankenhaus um die Ecke, sogar die Stadtverwaltung – alles läuft mit KI-Unterstützung. Klingt wie Science Fiction? Nicht für China. Das Reich der Mitte hat am 26. August 2025 seine ambitionierteste KI-Strategie aller Zeiten vorgestellt. Und ehrlich gesagt, ich bin ziemlich beeindruckt von der Kühnheit dieses Plans. china-briefing
Was ist AI Plus überhaupt?
Die AI Plus Strategie ist im Grunde Chinas Masterplan, um KI in absolut jeden Bereich von Wirtschaft und Gesellschaft zu integrieren. Ich sehe das als den logischen nächsten Schritt nach Internet Plus – nur dass diesmal nicht nur Menschen miteinander vernetzt werden sollen, sondern intelligente Systeme die gesamte Produktivität revolutionieren.
Hier wird es konkret: Bis 2027 sollen über 70% aller intelligenten Endgeräte und KI-Agenten im Einsatz sein. Bis 2030 sind es dann 90%, und bis 2035 will China eine "vollumfängliche intelligente Wirtschaft und Gesellschaft" aufgebaut haben. Das sind keine vagen Versprechen – das sind messbare Ziele mit klaren Deadlines. bricscompetition
Die sechs Säulen der Transformation
Was mich besonders fasziniert, ist die systematische Herangehensweise. China hat sechs konkrete Bereiche definiert:
AI + Wissenschaft & Technologie: Hier geht es um wissenschaftliche Foundation-Modelle und die KI-Aufrüstung großer Forschungsinfrastrukturen. Ich finde es clever, dass China nicht nur auf kommerzielle Anwendungen setzt, sondern auch die Grundlagenforschung stärken will. chinadaily
AI + Industriewandel: Das ist meiner Meinung nach der Kernbereich. Intelligence-native Unternehmen sollen entstehen – also Firmen, die von Grund auf mit KI-Denke konzipiert sind. Predictive Maintenance, digitale Zwillinge, autonome Supply-Chain-Entscheidungen – das klingt nach einer kompletten Neuerfindung der Industrie. chinadaily
AI + Konsum: Neue Serviceszenarien und Geschäftsmodelle basierend auf intelligenten Endgeräten. Hier hat China bereits heute einen Vorteil – mit über 250 Millionen Nutzern generativer KI. ciw
AI + Volkswohl: Verbesserung von Arbeitsweisen, Lernformen und Lebensqualität in Gesundheit, Verkehr und Energie. Das zeigt mir, dass es nicht nur um Wirtschaftswachstum geht, sondern um gesellschaftlichen Fortschritt. gov.cn
AI + Governance: Hier wird es interessant – und ehrlich gesagt auch etwas beunruhigend. Die "Steuerung der Mensch-Maschine-Koexistenz" und der Aufbau einer "sicherheitsorientierten Mehrakteurs-Governance" lassen viele Interpretationen zu. china-briefing
AI + globale Kooperation: China positioniert sich als Brückenbauer für eine globale KI-Governance. Das ist durchaus geschickt – während die USA auf "America First" setzen, spielt China den multilateralen Kooperationspartner. justsecurity
Der globale Kontext: Ein Rennen mit zwei Geschwindigkeiten
Ich sehe hier zwei parallele Rennen entstehen. Die USA konzentrieren sich stark auf die Infrastruktur – die besten Chips, die größten Rechenkapazitäten, die fortschrittlichsten Modelle. China hingegen setzt voll auf Anwendbarkeit und Integration in die reale Wirtschaft.
Das erinnert mich an das Smartphone-Zeitalter: Apple erfand das iPhone, aber Android eroberte den Massenmarkt durch breite Verfügbarkeit und Integration. Könnte China hier eine ähnliche Strategie fahren?
Die Zahlen sprechen für sich: Chinas KI-Industrie ist bereits über 70 Milliarden US-Dollar wert und soll bis 2030 auf 140 Milliarden anwachsen – mit einem erweiterten Ökosystem von 1,4 Billionen US-Dollar. Das ist kein Pippifax, das sind ernsthafte Investitionen.
AGI: Der stille Trumpf?
Hier wird es richtig spannend. Obwohl China AGI (Artificial General Intelligence) nicht offiziell als nationales Ziel deklariert hat, ist das Thema seit 2025 immer präsenter geworden. Xi Jinpings Politbüro-Sitzung im April 2023 hob erstmals die Bedeutung von AGI-Entwicklung hervor.
Meine Einschätzung: China verfolgt eine zweigleisige Strategie. Während sie öffentlich über "Anwendungen" und "Integration" sprechen, arbeiten sie im Hintergrund intensiv an AGI-Durchbrüchen. Das ist schlau – weniger Aufmerksamkeit, weniger internationale Bedenken.
Alibabas CEO sprach kürzlich davon, dass AGI "unvermeidlich" erscheint und dass AGI "nicht das Ende der KI-Entwicklung ist". Das klingt nicht nach theoretischen Überlegungen, sondern nach konkreten Plänen. nbcnews
Neue Qualitätsproduktivkräfte: Das Herzstück der Strategie
Ein Begriff, der mich wirklich neugierig macht: neue Qualitätsproduktivkräfte (新质生产力). Das ist Chinas Art zu sagen: "Wir wollen nicht nur mehr produzieren, sondern intelligenter produzieren." spp
Es geht um die Umgestaltung von Produktionsfaktoren, Wertschöpfungsketten und Organisationsmodellen. Stellt euch vor: Fabriken, die sich selbst optimieren. Supply Chains, die Probleme vorhersehen, bevor sie auftreten. Unternehmen, die ihre Geschäftsmodelle in Echtzeit an Marktveränderungen anpassen.
Die Herausforderungen: Nicht alles ist rosig
Aber seien wir ehrlich – China steht vor erheblichen Hürden. Das Venture-Capital-Ökosystem ist gerade ausgetrocknet, genau in dem Moment, wo massive Investitionen nötig wären. Die USA kontrollieren nach wie vor die fortschrittlichsten Chips, und Europas neue Apply AI Strategie zielt darauf ab, die Abhängigkeit von sowohl amerikanischen als auch chinesischen Technologien zu reduzieren.
Das Talent-Problem ist real. Interdisziplinäre Teams entlang des gesamten KI-Stacks aufzubauen, ist leichter gesagt als getan. Und dann sind da noch die Datenschutz- und Ethikfragen, die international zunehmend kritisch betrachtet werden.
Mein Fazit: Eine Strategie mit globalem Impact
Ich glaube, wir unterschätzen die Tragweite von Chinas AI Plus Strategie. Das ist nicht einfach nur ein weiterer Fünfjahresplan. Das ist ein systemischer Umbau einer Volkswirtschaft mit 1,4 Milliarden Menschen.
Was mich beeindruckt: Die Klarheit der Ziele und die Messbarkeit der Erfolge. 70% bis 2027, 90% bis 2030 – das sind Zahlen, an denen sich die Regierung messen lassen muss.
Was mich nachdenklich stimmt: Die geopolitischen Implikationen. Wenn China tatsächlich eine "vollumfängliche intelligente Gesellschaft" bis 2035 aufbaut, während andere noch über Regulierungen diskutieren, könnte das die globalen Machtverhältnisse fundamental verschieben.
Meine Prognose: Wir werden in den nächsten Jahren zwei verschiedene KI-Welten sehen. Eine amerikanisch geprägte, die auf technologische Überlegenheit setzt. Und eine chinesische, die eher auf gesellschaftsweite Integration und praktische Anwendung fokussiert ist.
Zusammenfassung: Der nächste Schritt in der KI-Evolution
Chinas AI Plus Strategie ist mehr als nur ein Plan – es ist eine Vision für die Zukunft der menschlichen Produktivität. Mit klaren Meilensteinen, massiven Investitionen und einem ganzheitlichen Ansatz könnte China tatsächlich das erste Land werden, das KI nicht nur als Technologie, sondern als gesellschaftliche Infrastruktur etabliert.
Die Frage ist nicht, ob diese Transformation gelingt, sondern wie schnell – und welche Auswirkungen das auf den Rest der Welt haben wird. Eines ist sicher: Das globale KI-Rennen hat eine weitere Dimension bekommen.